Warum hält sich dieser Irrtum seit Jahrzehnten hartnäckig?
Einige versprechen sich von einer festeren Matratze eine längere Nutzungsdauer. Andere machen die Erfahrung, dass ein Wechsel von einem weicheren zu einem festeren Bett bestehende Liegeprobleme geradezu wegzaubert. So hat schon mancher mit dem "Brett im Bett" eine kurzfristige Schmerzlinderung erfahren, aber als Dauerlösung haben sich Bretter anstelle von Lattenrosten oder anderen Unterfederungen nicht durchgesetzt. Ein Wechsel von einem festen zu einem weicheren Bett (z.B. Wasserbett) kann Liegeprobleme genau gleich vorübergehend zum Verschwinden bringen. Grund dafür ist ein Wechseleffekt, der dem Körper vorübergehend hilft, sich besser zu fühlen. Das Liegen ist beim Austausch der Matratze oder des Lattenrostes anders und dadurch erfolgt die Belastung des Körpers an einer anderen Stelle. Diesen Effekt spürt man beispielsweise auch beim Wechseln von Schuhen oder dem Einnehmen einer anderen Sitzhaltung.
Dieser Wechseleffekt hat aber den Nachteil, dass die positive Wirkung nur eine gewisse Zeit anhält. Beim Sitzen sind dies einige Minuten bis Stunden, beim Liegen können es einige Tage bis mehrere Monate sein. So wechseln die Menschen mit einem zu festen Bett zu einem Weicheren und umgekehrt, ohne jemals wirklich rückengerecht zu liegen. Rückengerechtes Liegen kann nämlich nicht über die Festigkeit der Matratze erreicht werden, auch wenn die Matratzenhersteller den Konsumenten genau das suggerieren.
In der Werbesprache liest man fast nie die umgangssprachlichen Begriffe hart und weich. Da wird zum Beispiel bei festen Matratzen von Dura, Firm oder XXL und bei weicheren von Soft, Sensiv oder Anatomic gesprochen.Viele Matratzen gibt es in verschiedenen Härtegraden, je nach Hersteller in 2 bis 5 verschiedenen Festigkeiten. Zur Unterscheidung werden Bezeichnungen wie H1, H2 und H3 verwendet. Diese Härtegrade entsprechen keiner definierten Skala und ermöglichen keinen Vergleich verschiedener Matratzen, nicht mal innerhalb der gleichen Marke, denn die verschiedenen Materialien und Bauweisen ergeben für jede Matratze ein anderes Einsinken für den Körper. Genau genommen könnte die Festigkeit mit einer Kennlinie aus Belastung und Einsinken definiert werden. Bei Produktionsprozessen von Matratzenschäumen oder Taschenfedern werden solche Messungen auch tatsächlich durchgeführt, dem Konsumenten aber nie kommuniziert. Vergleichbarkeit ist das letzte, was sich die Matratzenbranche wünscht.
Gewisse Anbieter nehmen die Verunsicherung der Konsumenten bei den Festigkeiten zum Anlass, Universal-Matratzen ohne Härtegrad anzubieten. Diese Matratzen bestehen meist aus mehreren Schichten synthetischer Schäume. Oben Softschaum, in der Mitte ein eindrucksvoll profilierter mittelfester Schaum und unten ein fester Schaum. Charakteristisch ist, dass diese Matratzen nur auf einer Seite benutzt respektive nicht gewendet werden können. Das Marketing für diese Produkte ist bestimmt einfacher, aber für den Schläfer kann eine solche durchschnittliche Matratze nur mittelmässig sein.
Sich mit Festigkeiten, Härtegraden und Matratzenkonstruktionen herumzuschlagen, ist ein zermürbender Weg, der nur zu mittelmässigem Liegen führt. Lassen Sie sich also nicht von Schaumfüllungen, Festigkeiten oder Stützmechanismen beirren.